Ich habe es ja schon bei meiner Vorstellung angekündigt… dieses Projekt liegt mir am Herzen.
Wir haben inzwischen eine Homepage:
http://www.pflege-am-boden.deDie erste Aktion bundesweit fand am 19. Oktober 2013 in ca 30-40 Städten statt.
Wie kam es dazu?
In einer Gruppe bei Facebook wurde ein Artikel gepostet über eine Aktion im Spätsommer diesen Jahres in Aalen.
Es fiel der Satz: Sowas müsste man machen - Deutschlandweit! Am 19 Oktober vielleicht, das sind noch knapp zwei Wochen!
Unabhängig voneinander entstanden dann bei Facebook ein paar wenige Veranstaltungsseiten. Die Menschen dahinter fanden sich und sprachen miteinander und innerhalb von nur 10 Tagen war es möglich ca 1500 Menschen in 30 Städten in Deutschland auf die Straße zu bringen - mit dem Motto "Die Pflege liegt am Boden"
Auch der zweite Flashmob vier Wochen später wurde überwiegend über Facebook organisiert. Wir konnten eine Designerin für uns gewinnen, die in Windeseile ein Logo für uns erstellte und eine erste Version der Homepage online stellte. Am 14. November lagen ca 3000 Menschen in 60 Städten auf dem Boden um für 10 min. zu signalisieren, dass die Pflege am Boden ist und die Politik aufzufordern sich des Themas endlich anzunehmen.
Wie ihr der Homepage entnehmen könnt, ist es uns sehr wichtig, dass wir uns als unabhängig verstehen. Die Berufsgruppe der Pflegenden in Deutschland ist nur zu einem sehr kleinen Prozentsatz gewerkschaftlich oder in Berufsverbänden organisiert und seht diesen Organisationen zu weiten Teilen neutral oder auch ablehnend gegenüber. Pflegende Angehörige und Pflegebedürftige werden dort überhaupt nicht gehört.
Uns ist es ein Anliegen das Thema Pflege - mit dem Wahlkampf gemacht wurde und das im Koalitionsvertrag keine befriedigenden Ansätze erkennen lässt - in seiner komplexen Gesamtheit zum politischen und gesellschaftlichen Thema zu machen.
1,5 Millionen Menschen arbeiten in der Pflege - die Zahl der pflegenden Angehörigen ist um ein vielfaches höher. Es muss doch möglich sein mit einer so großen Gruppe von Menschen gehört zu werden von der Politik.
Während Pflegebedürftige und pflegende Angehörige mit den Kassen und anderen zuständigen Stellen um Gelder ringen und darum auch nur das zu bekommen was ihnen zusteht, laufen sich die beruflich Pflegenden die Hacken wund, kommen ihrer Arbeit nicht mehr hinterher und können von ihrem Einkommen oft selbst kaum überleben.
Pflegende Angehörige nehmen durch Aufgabe oder Stundenreduktion ihrer eigenen Arbeit erhebliche Einbußen ihrer eigenen Rente in Kauf und leben an der Armutsgrenze - gedankt wird ihnen das wenn sie ins Arbeitsleben zurückkehren wollen mit ALG II und allen unangenehmen Folgen. Die Gesellschaft darf sich in diesen Zeiten der Globalisierung nicht in einem der reichsten Länder der Welt heraushalten aus dem Thema Pflege. Sie muss sich daran messen lassen wie sie mit ihren alten und kranken Menschen umgeht.
Beruflich Pflegende verabschieden sich zunehmend aus dem Beruf aufgrund immer schlechter werdender Arbeitsbedingungen, ständiger Arbeitsverdichtung und unzumutbarer Schichtbesetzungen die in Krankenhäusern und Heimen einen menschenwürdigen Umgang mit den Menschen zunehmend unmöglich machen.
Die Privatisierung von Krankenhäusern, zusammen mit der Einführung der Fallpauschalen hat zu einem Klima geführt in dem die Pflege zunehmend mehr an den Rand gedrückt wird um noch das letzte Quäntchen an Einsparung möglich zu machen.
Wir, die wir Pflegen sind Macher! Wir lösen Probleme ohne groß zu jammern, wir tun was nötig ist und wir machen das gut.
Was wir nicht gut können ist mitunter für uns selbst sorgen. So ist im Jahr der Pflege 2009 kaum etwas passiert außer großen Ankündigungen. In der Pflege fehlten noch mehr Kollegen, der Fachkräftemangel wirkt sich jetzt schon in manchen Regionen fatal aus. Der Nachwuchs fehlt. Junge Menschen lassen sich für diesen schönen Beruf kaum noch gewinnen.
Es wird Zeit, dass Pflege (alle die damit zu tun haben - oder davon potentiell betroffen sind) zusammen ein Zeichen setzen! WIR brauchen menschenwürdige Bedingungen - für die Menschen die Pflege brauchen und für die Menschen, die pflegen.
Dabei muss vermutlich Geld in die Hand genommen werden und schlussendlich wird die Gesellschaft einen Teil davon tragen müssen. Aber es wird sicherlich auch Möglichkeiten geben umzu -FAIR-teilen.
Ich wünsche mir - dass ihr, die ihr zuhause pflegt, die ihr rund um die Uhr da seid und das Unmögliche möglich macht, für euere Lieben mit dabei seid.
Die nächsten Aktionen werden immer am 2. Samstag eines jeden Monats stattfinden in den Innenstädten der Orte quer durch Deutschland. Über die Homepage ist es möglich sich anzumelden, wenn für den eigenen Ort noch nichts stattfindet und man selbst etwas organisieren möchte. Es gibt keine zentrale Organisation. Das Logo darf unverändert verwendet werden um Flyer oder Einladungen zu gestalten.
Wer sich nicht hinlegen kann - der kommt trotzdem - ich würde mich sehr freuen, wenn ihr eure Netzwerke aktiviert - damit auch euer Situation besser wird und wir zusammen etwas bewegen und LAUT werden, bis man uns in Berlin hört und nicht mehr an uns vorbeikommt.
Langer Text - für weitere Fragen und Informationen stehe ich natürlich gerne zur Verfügung.
Lynn